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Moor muss nass

Erfolgreiche Wiedervernässung des Moores: Christine Jantzen, Bürgermeisterin von Kieve, am Polder Kieve

Redakteurin Antje Thiele vom Verlag Linus Wittich im Interview mit der Bürgermeisterin von Kieve, Frau Christine Jantzen.

Antje Thiele: Frau Jantzen, am 22.09. fand in Bollewick das Zukunftsforum statt, auf dem Sie vom ersten MoorFuture-Projekt der Welt berichteten, das in Ihrem Dorf Kieve realisiert wurde. Was können wir uns darunter vorstellen?

Christine Jantzen: „Moor muss nass“ – dieses Motto der Wissenschaftler des Greifswalder Moor Centrums ist leichter gesagt als getan, u.a. auch, weil die Wiedervernässung von Mooren mit teilweise sehr hohen Kosten verbunden ist. Deshalb entwickelte das Umweltministerium unseres Landes 2011 ein Instrument zur Finantierung – die MoorFutures. Das sind Zertifikate, welche Unternehmen oder auch Privatpersonen kaufen können, um die eigene Klimabilanz zu verbessern. 1 MoorFuture entspricht der Einsparung von 1 Tonne CO2.

Antje Thiele: Warum wurde das Pilotprojekt in Kieve durchgeführt?

Christine Jantzen: Zum einen passten die Standortbedingungen wie Torfart, Wasserstand und Landnutzung, zum anderen gab es auf der Fläche nur zwei Eigentümer, was das Verfahren sehr vereinfacht hat. Von Juli bis September 2012 wurden dann diverse Rückbauarbeiten vorgenommen und eine Fläche von ca. 60 ha wiedervernässt. Die Wissenschaftler hatten sehr konservativ errechnet, dass mindestens 14.325 Tonnen CO2 eingespart würden, so dass die Kosten von ca. 500.000 Euro einen Zertifikatspreis von 35,00 Euro pro MoorFuture ergab. Diese waren dann relativ schnell ausverkauft, so dass sich die Maßnahme komplett refinanziert hat. Das Besondere am Polder Kieve ist aber nicht nur der Beitrag zur Kohlendioxid-Reduzierung, sondern dass sich das Projekt auf vielen Ebenen positiv auswirkt.

Antje Thiele: Hätten Sie dazu ein paar Beispiele?

Christine Jantzen: Da fällt mir zuerst die neue Artenvielfalt im Biotop des Polders ein. Die Vogelwelt ist nun um ein kleines Paradies reicher, aber auch neue Pflanzenarten, Insekten und Amphibien fühlen sich dort sehr wohl. Außerdem hat der Polder Auswirkungen auf die Wasserqualität der Elde und des Grundwassers, denn z. B. über 50 Tonnen Stickstoff sind im Moor gebunden. Am Polder Kieve ist es durch die Verdunstungskälte im Sommer schön kühl und im Winter haben die Kiever eine prima Schlittschuhfläche, auf der selbst ein Einbruch wahrscheinlich nur kalte Füße macht. Am Polder kann man gut picknicken und eine Infotafel macht auch noch ein bisschen klüger. Alles in allem ein mutmachendes Projekt, dass hoffentlich viele Nachahmer findet. Denn: MOOR MUSS NASS!

Antje Thiele: Vielen Dank für das Interview.

Quelle: Müritz Tipp – Ausgabe 20/2023 – https://ol.wittich.de/titel/3520/ausgabe/20/2023/artikel/00000000000038540670-OL-3520-2023-40-20-0