Bei der Bundestagswahl ist der Osten der Republik sich relativ einig gewesen. Doch beim Blick auf die blau eingefärbte Wahlkarte sticht eine Gemeinde in der Seenplatte heraus.
Ein Dorf im Fokus. Wegen der Bundestagswahl. Wegen der SPD. Denn nach der Bundestagswahl sieht Mecklenburg-Vorpommerns politische Landkarte tiefblau aus – bis auf ein rotes Pünktchen im 140-Seelendorf Kieve am südwestlichen Rand der Mecklenburgische Seenplatte.
Selbst die 17 AfD-Wähler wühlen Bürgermeisterin auf
Bei den Zweitstimmen gingen dort 20,9 Prozent (18 Stimmen) auf das Konto der SPD und das bescherte der Gemeinde etwas Aufmerksamkeit im ganzen Land. Denn damit lag die SPD in Kieve hauchdünn vor allen anderen Parteien. Die parteilose Bürgermeisterin Christine Jantzen ist „froh über dieses Wahlverhalten“. Für sie seien selbst die 17 Stimmen und 19,8 Prozent für die AfD in ihrer Gemeinde „aufwühlend“. Denn der Abstand zu der in anderen Bundesländern in Teilen als gesichert rechtsextremistisch eingestuften Partei sei mit 19,8 Prozent minimal. Die CDU belegte mit 17,4 Prozent (15 Stimmen) Platz drei in Kieve.
Viel mehr los im Dorf als Wahl
Dennoch sieht Jantzen Gründe dafür, warum die AfD-Polemik bei den Menschen in Kieve nicht fruchten würde. „Natürlich wird auch bei uns diskutiert, gestritten, debattiert. Der eine will den Fuchs, der andere seine Hühner behalten. Der Vorgarten des Nachbarn ist Thema, wie die große und kleine Politik. Wir sind kein Bullerbü. Doch es kommt auf das Wie-Reden an. Und es kommt auf Gemeinschaft an“, sagt Jantzen.
Da könnte Kieve, auf das plötzlich wegen des SPD-Ergebnisses geschaut werde, noch mit ganz anderen Aktivitäten punkten. Theater, Yoga, das neue Gemeindezentrum, das mit Geld von der EU gebaut wurde, seien nur einige davon.
Vor-Ort-Politik sei entscheidend gewesen
Im Alter von 2 Jahren bis knapp 100 sind die Einwohner in Kieve – eine bunte Vielfalt, die sich nach den Wünschen von Christine Jantzen besser auch bei der Bundestagswahl gezeigt hätte. „Ich schäme mich für das Blau im Osten in den Wahlstatistiken bei allem Wissen um die freie Wahl und die echten Sorgen und Wahrnehmungen vieler Menschen.“
Dass in Kieve die SPD gewonnen habe und die Gemeinde partiell zur roten Insel wurde, das sei einmal mehr Ansatz dafür, miteinander im Gespräch zu bleiben. Um Politik zu machen, die im Sinne der Menschen sei und die sie nachvollziehen könnten. Vor-Ort-Politik vor der Wahl sei es nach ihrer Einschätzung auch gewesen, die der SPD die Mehrheit der Stimmen in Kieve einbrachte – hauchdünn hin oder her.
Quelle: Nordkurier vom 25.02.2025