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Historisches

Kieve vom 11. bis 16. Jahrhundert

Kirschbaumallee nach Kieve

Im 11. und 12. Jhd. drangen über die Elde deutsche Stämme vor und eroberten auch unser Gebiet. Ob sie die hier lebenden Slawen verdrängten oder ob sie mit ihnen verschmolzen, können wir nicht sagen. Wir wissen aber, dass es zu dieser Zeit und danach im 13. Jhd. Kämpfe gab, die sich bis zur Müritz ausdehnten und ganze Landstriche verwüsteten. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Gegend um Kieve nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde, denn wir wissen, dass der Zisterziensermönchshof Kotze zu jener Zeit ein relativ großer Hof mit seinen 50 Hufen war. Neben Kieve besaßen die Mönche 1311 in der Wittstocker Heide weitere fünf Dörfer (Glawe, Wüsterade, Groß-Berlin, Schönfeld und Winterfeld). Das letztgenannte, Winterfeld, lag noch auf mecklenburgischem Gebiet, südlich von Kieve. Gemeinsam mit den eben genannten Dörfern bleibt Kieve unter geistlichem Regiment bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Etwa 100 Jahre früher hatten die Altenkamper Mönche diesen ihren Besitz für kurze Zeit an die Klöster Amelungsborn und Walkenried verpfändet, was aber auf das Verhältnis zu den Herrschern von Werle-Brandenburg keinen Einfluss hatte. Doch um die Mitte des 15. Jahrhunderts wird das anders. Schon mehr als 30 Jahre hatte das Altenkamper Kloster von diesem weit entlegenen Grundbesitz keinen Nutzen mehr gehabt, vor allem durch die rücksichtslose Besteuerung durch die Landesherren, aber auch als Folge raubritterlicher Räubereien und Brandstiftungen, welche in diesem Grenzgebiet besonders häufig waren. (Es ist anzunehmen, dass zu jener Zeit auch die fünf Heidedörfer zu Wüstungen wurden.)

Deshalb sah sich 1436 das Kloster genötigt, den alten Besitz (samt Kieve) an die Stadt Wittstock zu verkaufen. Aber viel Freude hatte auch Wittstock nicht daran.

Langwierige Streitigkeiten mit den mecklenburgischen Herzögen fanden ihr Ende erst 1841! Die förmliche Abtretung des Hofes Kotze mit der Mühle, Kieves und der wüsten Dorfstätte Winterfeld samt einigen Gerechtsamen in der Kotzer Heide (heute Wittstocker Heide) durch die Stadt Wittstock an die mecklenburgischen Herzöge war allerdings schon 1445 erfolgt. So wird dann im 16. Jhd. das Dorf Kieve aus einem Klosterdorf wieder zu einem herzoglichen Domanialdorf, wie es das vor Zeiten im 13. Jahrhundert gewesen war.

Die Kirche in Kieve stammt aus dem 13. Jahrhundert. Es ist ein frühgotischer, in gemischter Weise aus Felsen und Backsteinen aufgeführter Bau, den man in späteren Zeiten vielfach umgeändert hat. Im Westen schließt sich ein hölzerner Glockenturm an. Die Kirche und das Pfarrhaus stehen heute unter Denkmalschutz, ebenso ein typisches Kleinbauernhaus (Reihenhaus — Fachwerkbau), das aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt und in dem sich unsere heutige Gaststätte befindet.

Die Kirche spielte auch im gesellschaftlichen Leben eine dominierende Rolle. Über Jahrhunderte hinweg waren die Kirchen zu Kieve, Wredenhagen und Zepkow zu einer Parochie (Amtsbezirk) verbunden. Pfarrer war von 1525 bis etwa 1545 ein Pancratius Schwefer. Umfangreiche Ackergrundstücke gehören zu dieser Zeit der Kirche und Pfarre (beide haben in Kieve je eine Hufe), doch hat Herr Pancratius über Zugriffe von Seiten des Adels zu klagen. So sind ihm der beste Acker und die Hölzungen von vier Hufen auf Dambecker Feldmark durch Constantius (von) Freiberg weggenommen worden. Andererseits hat aber 1541 auch die Gemeinde über ihren, doch recht ungewöhnlichen Kirchherren allerlei Klagen vorzubringen.

So haben die Kirchenältesten der drei Gemeinden zu klagen, dass Schwefer oft auf Reisen ist und zeitweilig 10 bis 12 Wochen nicht predigt, weshalb auch Kranke des Trostes und Sterbende des Sakramentes hätten entbehren müssen. Außerdem macht Schwefer dem Krüger zu Kieve arge Konkurrenz durch den Ausschank von in Wittstock bezogenem oder selbst gebrautem Bier und von Wein, so dass der Krüger sitzenblieb auf seinem Wredenhagener Gebräu. Getrunken haben zu jener Zeit die Kiever Einwohner und ihre Gäste viel und gern, denn in einem Jahr wurden 68 Fässer Wredenhagener Bieres verkonsumiert (Grenzkrug!), die ein Bauer ausschenkte, der zugleich Krüger war.

1525/42 wohnen im Dorf Kieve: 1 Schulze, 31 Bauern, 4 Kätner (Häusler), 2 Schneider, ein Fischer. Der Schulze besitzt drei, sieben Bauern haben je zwei, 24 Bauern (darunter ein Pfarrbauer) je eine Hufe.

Als Abgaben und Pflichten wurden den Bauern Geldpacht, Rauchhühner, Sommer- und Herbstbede in Geld und zeitweise Landbede auferlegt. Außerdem bestellen sie die wüste Feldmark Winterfeld gegen eine Kornpacht.

13 bzw. 21 Bauern und Kätner geben Wasserpacht vom Kiever und Glambecksee, der Fischer auch von der „Beke“ (Elde).

Quelle: 1232 - 1982, 750 Jahre Kieve - Eine Chronik, erarbeitet von Gerd Koths